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Airbnb weiterhin auf Erfolgskurs


Airbnb weiterhin auf Erfolgskurs

Die sogenannte «Sharing Economy» boomt wie noch nie. Dies zeigt sich in Tourismusregionen wie dem Wallis deutlich am Beispiel von Airbnb. Eine der Fragen, die viele umtreibt, ist jene nach einer allfälligen Zusammenarbeit mit dem internationalen Konzern.

Tendenz steigend. Im Wallis nimmt der Einfluss von Airbnb zu. Nur Brig-Simplon verzeichnet einen minimalen Rückgang der Anzahl verfügbarer Betten. Grafik WB

Tendenz steigend. Im Wallis nimmt der Einfluss von Airbnb zu. Nur Brig-Simplon verzeichnet einen minimalen Rückgang der Anzahl verfügbarer Betten. Grafik WB

Zu gross, zu verschachtelt, zu uneinheitlich. Das Wallis sei zwar ein Tourismuskanton, einen kantonalen Zusammenhalt gebe es aber nicht. Dies sagt Markus Schmid, Präsident des Walliser Regionalverbands von HotellerieSuisse. «Wir müssen versuchen, im Kanton mehr Einheit zu schaffen», sagt er, «denn 42 verschiedene Tourismusorganisationen in solch einem kleinen Gebiet zu haben, ist einfach nur falsch.»

«42 Tourismusorganisationen auf unserem kleinen Gebiet – das ergibt keinen Sinn»
— Markus Schmid

Langjährige Kontroverse

Der Zwist um die Kurtaxen schwelt schon seit Jahren. Bisher haben nur die Kantone Zug und Baselland nach mehrjährigen Verhandlungen mit Airbnb eine Taxe für den Shared-Economy-Anbieter eingeführt, Zürich zieht im August dieses Jahres nach. Im Wallis, wie auch in anderen Kantonen, laufen zwar auch Gespräche. Aber ganz so einfach sei es nicht, sagt Markus Schmid: «Im Wallis hat jede Region ein anderes Reglement. Die Höhe der Kurtaxe ist unterschiedlich, dazu kommen mancherorts eine Beherbergungstaxe, andernorts noch eine Tourismusförderungstaxe hinzu.»

Dies bestätigt Eric Bianco, Chef der Dienststelle für Wirtschaftsentwicklung. Das Wallis habe mit dem neuen Tourismusgesetz diese Entwicklung bereits antizipiert. Mittels obligatorischer Kurtaxenpauschalen hätten die Gemeinden bereits ein Instrument, um die Kurtaxen einfach und korrekt einzuziehen. «Bei diesen Taxen handelt es sich um kommunale Abgaben, welche in der Höhe stark variieren können. Schon nur rein technisch wäre dies mit 126 Walliser Gemeinden nicht ganz einfach zu handhaben», sagt Bianco.

Schweizweit am meisten Airbnb-Betten im Wallis

In der gesamten Schweiz, vor allem aber im Wallis, hat Airbnb im letzten halben Jahr weiterhin stark zugelegt. Zu diesem Ergebnis kommt die am Sonntag vom Walliser Tourismus Observatorium publizierte Studie. Durchgeführt wurde diese unter der Leitung von Professor Roland Schegg der Fachhochschule HES-SO Wallis. Die Anzahl der über Airbnb verfügbaren Betten im Wallis hat im Vergleich zum Juni des Vorjahres um 5474 Schlafgelegenheiten – oder 23,85 Prozent – zugenommen. Beim Wachstum liegt das Wallis damit zwar schweizweit nur an fünfter Stelle, in absoluten Zahlen liegt es dennoch mit grossem Abstand ganz vorne. Auf den nächsten Rängen liegen die beiden anderen alpinen Ferienregionen Graubünden und Bern. Jene beiden Kantone weisen aber eine Anzahl Betten im tiefen fünfstelligen Bereich auf (siehe Kasten ganz unten).

«Grundsätzlich sind wir um jeden Gast froh, der Wertschöpfung für den Walliser Tourismus generiert»
— Eric Bianco

Airbnb dominiert den Vermietungsmarkt

Dank der Zusammenarbeit mit der spanischen Firma «Transparent» konnte das WTO dieses Jahr die Analyse erstmals auch auf andere Unterkunftsplattformen wie HomeAway, Booking.com oder Casamundo ausweiten. Gemessen an der Anzahl Objekte dominiert Airbnb den Vermietungsmarkt für Ferienwohnungen und -häuser mit mehr als 32'000 Objekten. Die Verteilung des Angebots im Home-Sharing-Markt variiert je nach Kanton und Destination. Generell ist Airbnb in allen Regionen die dominierende Plattform. Der Trend der letztjährigen Studien besteht weiterhin: Die traditionellen alpinen Ferienkantone (Wallis, Graubünden, Bern und Tessin) stehen mit einem stark entwickelten traditionellen Parahotellerieangebot weiterhin an der Spitze.

Rückläufiges Wachstum

Wie die Studie zeigt, scheint das Wachstum des Airbnb-Angebots in der Schweiz rückläufi g zu sein. Ein beeindruckender Anstieg der vermieteten Objekte war zwischen Oktober 2014 und Oktober 2015 zu beobachten. Während dieser Zeit verdoppelte sich das Angebot. Seither aber sind die Wachstumsraten von Studie zu Studie rückläufig. In den letzten sechs Monaten betrug das Wachstum nur noch 11 Prozent.

Andere Fragestellungen drängen

Pure Schwarzmalerei ist aber nicht an der Tagesordnung. «Plattformen wie Airbnb haben offensichtlich ein Kundenbedürfnis erkannt. Auch für Hotelbetriebe gibt es interessante Perspektiven mit solchen Plattformen», sagt Eric Bianco. Grundsätzlich sei der Kanton um jeden Gast froh, der den Weg ins Wallis finde und damit Wertschöpfung für den Tourismus generiere, so Bianco.

Während in der Diskussion oft nur von der Belastung für die neuen Player gesprochen wird, ist von einer Entlastung für traditionelle Anbieter wenig zu hören. «Wo es Sinn macht, gilt es, die traditionellen Anbieter zu entlasten», sagt Bianco, «Wir haben dem Walliser Hotelierverein unsere Bereitschaft signalisiert, mögliche Entlastungen zu analysieren und zu diskutieren.» Markus Schmid würde in der Tourismusförderungstaxe, die alle Gewerbetreibenden belastet, die effi zientere Lösung sehen. Dabei wird pro Arbeitnehmer eine bestimmte Abgabe fällig. Diese Abgabe ist umso höher, desto näher sie der Tourismusregion ist. «Dies wäre eigentlich die vernünftigste Lösung, da schlussendlich jeder wirtschaftlich Tätige im Wallis vom Tourismus in unserem Kanton profitiert.»

Kantonsweit fast ausgeglichen. In neun der 22 analysierten Tourismusregionen gibt es mehr Betten über Airbnb als in Hotels. Besonders in Nendaz ist die Differenz frappierend. Tabelle WB

Kantonsweit fast ausgeglichen. In neun der 22 analysierten Tourismusregionen gibt es mehr Betten über Airbnb als in Hotels. Besonders in Nendaz ist die Differenz frappierend. Tabelle WB

IM SCHWEIZWEITEN VERGLEICH

Die Anzahl Betten, welche über Airbnb vermarktet werden, variieren von Kanton zu Kanton beträchtlich. Auf den oberen Rängen befi nden sich die alpinen Ferienregionen Wallis (Total Betten Januar 2018: 28'427), Graubünden (11'919) und Bern (10'010). Schlusslicht ist Appenzell-Innerrhoden mit 96 Übernachtungsmöglichkeiten.

Auch im Vergleich der Betten vom Airbnb-Angebot zum Angebot in der Hotellerie schwingt das Wallis obenaus. Im Wallis werden im Vergleich zu den Betten in der traditionellen Hotellerie 89,67 Prozent der Betten über Airbnb vermarktet. Im Kanton Basel-Stadt liegt dieser Wert noch bei 45,7 Prozent. Der Kanton Waadt liegt mir 40,66 Prozent auf dem 3. Rang. Appenzell-Innerrhoden liegt mit 4,69 Prozent abgeschlagen auf dem «letzten» Rang.

Dieser Artikel erschien erstmals am 2. Juli 2018 im Walliser Bote.

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